Storytime #1: Mein Frühling in Melbourne

Unsere Wohnung unten rechts im Bild

Vier einhalb Monate habe ich in dem wunderschönen Melbourne gewohnt und gearbeitet, zusammen mit einer Freundin und anderen Flatmates. In diesem Post möchte ich euch einen kleinen Einblick in meinen Alltag dort geben und vielleicht bekommt ihr ja eine Vorstellung davon, wie es so ist, als Backpacker zu leben, wenn ihr nicht schon selbst einer seit. Viel Spaß beim Lesen.
Ich bin mit meiner Freundin, Caro, die ich in Sydney kennengelernt hatte, im australischen Winter in Melbourne angekommen. Anfang September war es eher kalt und regnerisch in der sehr südlich gelegenen Stadt, so gar nicht was wir erwartet hatten. Wir nahmen uns erstmal ein Dopppelzimmer in dem eher kleineren Hostel mit dem lustiegen Namen "Pint on Punt" in der Punt Road in St Kilda. Wir buchten für eine Woche ein Doppelzimmer, 30$ pro Nacht für jeden von uns, die siebte Nacht bekamen wir geschenkt.

Das Hostel liegt überhalb einer Bar, dem Windsor Ale House, deswegen heißt es auch "Pint on Punt". Ein Pint ist nämlich nichts anderes als ein Bierglas.

Den ersten Tag nutzen wir, um uns zu aklimatisieren, erstmal anzukommen, ein bisschen was einzukaufen und verbrachten den Tag in angenehmer Tatenlosigkeit. Am zweiten Tag machten wir uns dann auf Jobsuche im Internet, erkundigten uns nach Möglichkeiten für Arbeit und organisierten noch einiges anderes. Außerdem hatten wir nicht vor, die ganze Zeit unseres Aufenthalts in einem Hostel zu verbringen. Deswegen suchten wir parallel noch nach einer Wohnung oder Shareflat. Wir wollten ursprünglich mit zwei Jungs zusammen ziehen, die noch in einem Working Hostel in Griffith waren. Wir brauchten also eine Unterkunft für vier Leute. Was wir dann fanden war ein totaler Glücksgriff und auch mein Geheimtipp für alle, die länger in Melbourne bleiben wollen, aber nicht für viel Geld dauerhaft in einem Hostel leben möchten. Über die Ebay ähnliche Seite Gumtree fanden wir eine Anzeige für eine Wohnung für vier Leute in St Kilda von Jackson Appartments. Wir waren erstaunt, so schnell fündig geworden zu sein, dachten dies sei unser Glückstag und machten einen Termin für den nächsten Tag bei einem Mann namens Alfie, den ich auch bis heute unter keinem anderen Namen kenne. Das Büro von Jackson Appartments liegt in der Inkerman Street, eher subtil, war aber sehr professionell und ordentlich, weshalb wir uns sofort recht wohl fühlten. Uns öffnete ein Mann Mitte 50, mit großer Nase und langen, silbergrauen Haaren, die er in einem Zopf trägt. Wenn ihr ihn trefft, dann wisst ihr, dass ihr richtig seit. Alfie führte uns in sein Büro, plauderte ein wenig mit uns, erriet anhand unseres Englisches aus welchem Teil von Deutschland wir kommen und anhand unseres Aussehens unsere Wurzeln - zu 90% korrekt, wie wir mit Erstaunen feststellten. Er selbst hat Vorfahren aus Deutschland, spricht auch gut Deutsch (was wir allerdings erst nach vier Monaten erfuhren) und kennt sich geografisch sehr gut mit Europa aus. Ein Hobby, wie er uns erklärte.
Er zeigte uns nochmal einige Bilder der Wohnung, für die wir uns interessierten, zeigte uns die Bedingungen für das Mieten und auch die Preise. Was uns letztendlich ziemlich überzeugte war, dass es sich um eine komplett möblierte Wohnung extra für Backpacker handelte. D.h., dass man nur sieben Tage vorher Bescheid sagen muss, wenn man ausziehen möchte, Dinge, die aus Alters- oder Nutzubgsgründen kaputt gehen, sofort ersetzt werden und ähnliches. Abgesehen davon war der Preis super. Für alle, die es nicht wissen, in Australien wird alles wöchentlich abgerechnet, sowohl Miete als auch Lohn. Zudem ist es eins der teuersten Länder der Welt und besonders das Leben in den großten Städten ist recht kostspielig. Wobei Melbourne noch preiswerter ist als Sydney. Die Wohnung kostete uns also 600$ die Woche, 150$ pro Person. Zwischenzeitlich wohnten wir auch nur zu dritt, wo wir dann jeder 170$ zahlen mussten. Klingt erstmal happig, aber für die Lage und eine ganze Wohnung war das ein top Preis (allerdings auch der Winterpreis, in Sommer war die Miete ein kleines bisschen höher, aber auch noch bezahlbar). Die Backpacker aus den umliegenden Hostels, die wir trafen, bezahlten für 8 Bett Zimmer zwischen 200$ und 210$ die Woche - nur für ein Bett.
Alfie schickte uns dann mit einem seiner Mitarbeiter zu der Wohnung, damit wir sie uns ansehen konnten. Alles sehr professionell.
Wir nahmen dann die Wohnung in Augenschein, entdeckten sowohl positives, als auch negatives, und entschieden uns letztendlich dafür. Wir sagten immer, da wir ja vor hatten, so lange zu bleiben, würden wir uns das ganze schon wohnlich gestalten. Perfekt ist die Wohnung sicherlich nicht, ausreichend aber schon. Ich liebe sie trotz all ihrer Mängel und sie hat uns in unserer Zeit in Melbourne ein schönes Zuhause, Ruhe und Privatsphäre geboten. Wenn ihr also nicht im Hostel und für längere Zeit in St Kilda wohnen möchtet, dann nehmt mal mit Alfie oder seinen Mitarbeitern Kontakt auf. Sie sind alle sehr freundlich und es gibt sicherlich für jeden eine passende Wohnungsoption - ob in einer Gruppe, als Doppel oder alleine. Ich verlinke euch hier ihre Webseite.
Und weil es sicherlich jetzt den ein oder anderen unter euch geben wird, der sich das fragt: Nein, ich habe keinen Werbevertrag mit Jackson Appartments und bekomme kein Geld dafür, dass ich sie hier erwähne. Ich mache das aus eigener Überzeugung und weil ich denke, dass es vielleicht dem ein oder andern helfen kann, ein nettes zu Hause während der Zeit in Melbourne zu finden.
Caro und ich baten darum, die Wohnung ersteinmal den beiden Jungs zu zeigen, mit denen wir dort wohnen wollten, schickten ihnen Videos und warteten auf ihre Antwort. Es kam dann sowieso alles ein wenig anders.

Am nächsten Morgen trafen wir beim Frühstück zwei deutsche Jungs, Maxi und Jerome, die Vegemite für eine Art Nutella hielten und die wir warnen mussten. So lernten wir uns kennen und verbrachten ein wenig Zeit miteinander. 


Wir wissen bis heute nicht, warum Jerome sich unter Caros Bett gelegt hat...

Das ist unser Hostelzimmer gewesen. Wie gesagt, wir brauchten erstmal ein Doppelzimmer und etwas Ruhe.

Kurz darauf erfuhren wir, dass sich die Pläne der anderen beiden Jungs geändert hatten und sie erst später nach Melbourne kommen konnten. Also ergab sich bei Caro und mir dir logische Schlussfolgerung: Fragen wir doch mal Maxi und Jerome, ob die nicht bis dahin bei uns wohnen wollen. So wurde es für uns alle erschwinglicher und man machte dazu noch neue Freunde. Die beiden waren erstaunt aber sagten zu, und so saßen wir zwei Tage später wieder mit den beiden bei Alfie. Wir mussten für die Wohnung ein Bond von einer Wochenmiete bezahlen und vereinbarten, am kommenden Mittwoch einzuziehen, da wir ja bis dahin das Hostel gebucht hatten. Diese Kaution bekommt man wieder, wenn man auszieht, und nichts kaputt gemacht hat.
Die nächsten Tage kochten wir vier abends immer zusammen. 


Jerome hat das erste Mal versucht, Tütensoße zu kochen. Ich habe selten so etwas lustiges gesehen.

Tagsüber waren wir, jeder für sich, auf Arbeitssuche. Über das, was wir fanden, erzähle ich euch demnächst, aber ich verrate schonmal soviel: Am Montag vor dem Einzug hatten wir ein Interview, nahmen den Job an und hatten Dienstag und Mittwoch Training. Hieß also, wir mussten vor einer gewissen Uhrzeit in die Wohnung. Es war ein spannender Morgen, denn wir liefen zu viert, alle mit unseren Rucksäcken, den ganzen Weg bis zu Jackson Appartments Büro, die uns dann zu der Wohnung fuhren. Wir hatten nur wenig Zeit, um unsere Sachen auszuräumen und mussten dann auch schon wieder los.
Wir konnten nur eben alles abladen und mussten dann auch schon wieder die Tram bekommen.

Ich hatte mir aber trotzdem eben die Zeit genommen, ein paar Fotos zu machen.

Am Nachmittag gingen wir alle zusammen im Aldi einkaufen. Der Aldi ist von der Wohnung ca. 20 Minuten Fußweg entfernt. Wir kauften Wein, in der Annahme es sei Goon, war es aber nicht, "klauten" einen Einkaufswagen und brachten unsere Einkäufe nach Hause. Dort räumten wir alles ein, packten noch ein wenig unsere Kleidung aus und kochten dann. Danach öffneten wir den Wein, stellten fest, dass er in Flaschen war und tranken ihn dann aber trotzdem. Es sollte eine kleine Einweihungsfeier sein. Da wir am nächsten Morgen aber wieder zur Arbeit mussten, konnten wir nicht zu lange wach bleiben. Zumal wir anfangs zu geizig waren, um jeden Tag zwei mal $3,90 für die Tram zu bezahlen und demnach immer eine Stunde hin und zurück gelaufen sind - zumindest anfangs. Hieß allerdings auch eine Stunde früher aufstehen. Aber gut, alles in allem tat es unserer Gesundheit auch keinen Schaden. Die kommenden Wochen richteten wir alles ein wenig ein, räumten ein wenig um, machten einen regelrechten Frühjahrsputz... Und das ist wörtlich zu nehmen. Zwar war die Wohnung geputzt worden, aber doch irgendwie nicht so ganz nach unseren Vorstellungen. Also besorgten wir uns Handschuhe, Putzmittel und -lappen und stellten alles auf den Kopf. Wir putzten die Fenster und Fensterrahmen, jede Ecke im Badezimmer, nahmen den Gasherd auseinander und waren nach fast einem kompletten Tag Arbeit dann endlich sehr zufrieden - und wir fühlten uns sehr Deutsch. Aber immerhin hatten wir ja auch vor, eine lange Zeit dort zu bleiben, da kann man, denke ich, ruhig mal ein bisschen was investieren und eine Grundlage schaffen. Was uns auch ganz besonders auffiel war, dass der Duschvorleger, ein alter Teppich, irgendwie nicht mehr so schön weiß war. Wir versuchten, ihn in der Dusche auszuwaschen und waren entsetzt und angeekelt - und kauften Kurzerhand einen neuen, echten Duschvorleger. Und dass der Boden Schmutz irgendwie magisch anzog, bemerkten wir auch nach ein paar Tagen. Wir konnten saugen und wischen wie wir wollten, wir hatten keine Chance. Also trugen wir immer, als es anfangs noch so kalt war, Socken in Flip Flops. Auch sehr deutsch. Aber dafür hatten wir dann hinterher nicht so ekelige Socken wie einer unserer späteren Mitbewohner.
Die Tage vergingen und wir fühlten uns immer heimischer. Es formte sich ein Tagesablauf.

Wir hatten eigentlich vor, noch ein paar Plastikpflanzen zu kaufen. Plastik deswegen, weil man sie nicht pflegen muss und auch, weil wir ja nicht wussten, was mit ihnen passieren würde, wenn wir irgendwann auszogen. Durch einen Zufall, den ich jetzt hier nicht näher erläutern werde, bin ich allerdings an eine ordentliche Anzahl Plastikpflanzen gekommen. Und sogar an eine echte Aloe Vera. Man muss dazu sagen, dass ich zu Hause viele Tiere habe, um die ich mich kümmere. Die Aloe Vera war mein Ersatz dafür und ich war sehr traurig, als ich sie am Ende zurück lassen musste. Aber Alfie meinte, er würde sie zu sich holen und sich drum kümmern.

Meine Aloe Vera Pflanze in einer Keksdose (das war schon so) auf der Fensterbank über der Spüle.
Eine kleine Anekdote für zwischendurch: Australische Gebäude sind nicht ansatzweise so gut gegen Wärme und Kälte isoliert wie unsere Häuser hier. Deswegen war es morgens  immer ziemlich kalt, wenn wir aufstanden. Am schlimmsten war es im Bad, aber da mussten wir durch. Da es auch keine fest installierten Heizungen dort gibt hatten wir nur eine kleine, ca. 30 cm lange, bewegliche, die wir im Schlafzimmer stehen hatten und einen Fanheater. Ein kleines, leichtes Gerät, das unser Leben gerettet hat. Der erste Gang morgens ging in die Küche, wo wir den Heater auf dem Tisch stehen hatten. Er wurde eingeschaltet und wir verbrachten erstmal eine gute Minute davor. Dann gingen wir ins Bad, holten unsere Zahnbürsten und putzten uns vor dem Heater die Zähne. Geschminkt wurde sich im Flur vor dem großen Spiegel, wo es mittlerweile auch aushaltbar war. Nachdem wir dann gefrühstückt hatten, kauerten wir beide - die Jungs standen immer etwas später auf als wir - rechts und links am Tisch vor dem Heizlüfter, um wenigstens unser Frühstück genießen zu können. Wir tranken an diesen kalten Morgenden auch unglaublich viel Tee, Kaffee und Kakao. Besonders im Nachhinein erscheint mir unser Anblick als sehr amüsant.
Jedes mal, wenn wir von der Arbeit kamen, kochten wir. Es gab viel frisches Gemüse, Nudeln, Kartoffeln, Reis, Wraps, selbstgemachte Burger, Asiatisch... Wir kauften sogar eine Auflaufform, wo wir dann unseren legendären Gnocchi-Auflauf mit erfanden (wenn daran Interesse besteht, dann kann ich ja mal ein paar Backpacker Rezepte zusammenstellen, hahaha, schreibt es ruhig in die Kommentare).
Wir hatten ein relativ großes Wohnzimmer, saßen aber immer da, wo der Küchentisch war. Deswegen beschloss ich irgendwann, dass es Zeit war, ein bisschen umzuräumen. Ich stellte also unsere zwei Sofas um und trug den Küchentisch ins Wohnzimmer. Wir hatten dann mehr Platz in der Küche und nutzten auch das Wohnzimmer. Nur die Sofas benutzen wir noch immer nicht. Wir saßen immer am Tisch, immer. 

Man beachte übrigens auch den Plastik Weihnachtsstern in der Ecke und das viele gesunde Obst in den Schalen.

Zu Weihnachten malte ich dann einige Schriftzüge auf Papier und klebte diese an die Türen und Schränke. Ich bastelte sogar einen Weihnachtsbaum. Joe - ihr werdet gleich noch lesen, we das ist - hinterließ uns ein paar Weihnachtskugeln und so konnten wir auch unsere Geschenke unter den Baum legen. Ich war ziemlich traurig, nicht alles so richtig schön gestalten zu können, aber dann kam kurz vor Weihnachten kam noch ein Paket von meiner Mutter, in der noch mehr Weihnachtsdeko war. Ich dekorierte also letztendlich doch ganz viel. Wir hatten auch einen unerlaubten, selbstgebastelten Adventskranz, der zwischendurch mal in Flammen stand, weswegen wir sehr gut auf ihn aufpassen mussten. Aber nichts desto Trotz wollten wir nicht auf einen verzichten. Es war ziemlich merkwürdig, die erste Kerze bei mindestens 25° C anzuzünden. Denn die Temperaturen stiegen stetig. Anfangs ähnelte das Wetter sehr dem wo ich wohne. Manchmal war es morgens schön und sonnig, fing aber im Verlauf des Tages an dunkel und regnerisch zu werden und anders herum. Was bei unserem Job schon echt anstrengend war manchmal. Aber dazu wird es noch einen anderen Post geben. Ab Anfang/Mitte November blieben die Temperaturen auch mal höher, wenn sie auch immer noch schwankten. Es gab Tage, an denen hatten wir über 35°, an manchen waren es "nur" um die 25°.

Das war unser Blick nach draußen. Auch sieht man hier den Teppich von dem ich sprach, den wir natürlich nicht einfach weggeschmissen haben, sondern der über dem Geländer draußen hing.

Dennoch waren wir froh, endlich mal an den Strand zu gehen ohne kurz drauf zu frieren, auf unserem Balkon zu essen und die Tür offen zu lassen, und die ganzen Sommersachen, die wir zu Hauf mitgenommen hatten, zu tragen. Es war so schön, wenn die Sonne morgens durch die großen Fenster schien und die Luft wärmte. Mit den Temperaturen stieg nämlich auch die Gesamtstimmung. 

Das war einer der ersten schönen Tage. Man kann von der Wohnung zu Fuß zum Strand laufen und wir hatten einen wunderschönen Tag dort.

Einen Montagabend bot sich uns dieser wunderschöne Anblick. Wir blieben bis die Sonne untergegangen war.

Nach einigen Wochen hatten wir nämlich gründlich genug vom Regen, wir wollten ja die Sonne haben. Wobei auch viele Australier gesagt haben, dass der Frühling 2016 ein sehr regnerischer war, selbst für melbournische Verhältnisse. Diejenigen unter euch, die zu diesem Zeitpunkt auch dort waren, werden sich sicherlich erinnern und mir zustimmen können. Ihr könnt ja mal in die Kommentare schreiben, wo ihr zu diesem Zeitpunkt in Down Under gewesen seid und wie dort das Wetter war. Wir hatten jedenfalls relativ viel Pech. Es gab auch einen Tag, es war ein warmer Tag Ende Dezember, kurz nach Weihnachten, wo es derart geregnet hatte, dass die Gullis verstopften und sich ganze Teiche bilden. Ich bin mir sicher, ich finde noch einige entsprechende Bilder, die ich hier einfügen werde.

So sah es aus, als der Regen gerade einsetzte.
So sah es ca. 7 min später aus, an der gleichen Stelle.

Und das ist der Weg zu dem Törchen, den ich gehen musste, um zur Arbeit zu kommen. Das Wasser war ungefähr knietief.

Es war zwar nicht kalt, aber einfach unglaublich nass. Ich glaube nicht, dass ich zuvor schon einmal so viel Wasser auf einmal von oben habe kommen sehen. Es regnete sogar in die Wohnung rein, die eh schon fast geflutet war. Ich kam auch kaum rechtzeitig zur Arbeit, weil viele der Trams nicht mehr fahren konnten. Ansonsten war es mittlerweile sehr angenehm.
Ich würde dieses Auto in dem Moment nicht gerne wegfahren müssen...

Ich möchte noch ein wenig etwas über unsere Mitbewohner erzählen. Ich sage immer "uns" und "wir", weil Caro und ich uns eigentlich nie trennten.
Am Anfang wohnten wir wie gesagt mit zwei Jungs zusammen, die auch aus Deutschland kommen. Die hatten dann aber einen Job auf einer Farm ein bisschen entfernt gefunden und mussten ausziehen. Was sehr schade war, weil wir alle echt ganz gut miteinander klar kamen. Weil Caro und ich nicht ausziehen wollten, uns die Wohnung alleine aber nicht leisten konnten, mussten wir nun also nach anderen Flatmates suchen. Wir fanden dann auch relativ schnell einen Australien "Frischling", Darius, der sehr lange bei uns wohnte. Nämlich fast bis ganz zum Ende, bevor wir eh abreisten. 

Das haarige, was auf dem Tisch liegt, ist Joe. Er hatte ein wenig zu viel getrunken und lag dort für vier Stunden. Wir hatten alles versucht, um ihn ins Bett zu bekommen. Ansonsten sind da noch Darius, eine Freundin von Darius, ein Arbeitskollege von uns, Caro und ich (v.l.).

Darius kommt auch aus Deutschland und wir verstanden uns prima. Er fand uns über eine Anzeige auf Gumtree. Es war auch nicht so, dass wir nur speziell nach Deutschen suchten, das ergab sich nur irgendwie immer. Und da jetzt noch Platz für eine Person war, suchten wir noch nach jemand Viertem. Also hatten wir für ein paar Tage einen Engländer, besagten Joe, bei uns wohnen, der sich aber nicht "integriert" fühlte und schnell wieder auszog, und Spencer aus den USA, der sehr lustig, unheimlich groß, und genau so wie Joe ziemlich unordentlich war. Joe hinterließ uns versehentlich ein paar Wanderschuhe, als er nach Brisbane flog und Spencer vergaß sein Handtuch. Was besonders dann an Komik gewinnt, wenn man weiß, dass er sein eines altes verlor und das andere auf der Heizung verbrannte, er sich also in Melbourne erstmal ein neues kaufen musste, nachdem er sich fast eine Woche nur mit einem T-Shirt abtrocknete. Auch er blieb uns nicht so lange erhalten, weil sich für ihn eine Jobmöglichkeit ergab und er zurück nach Tennessee musste.
Einmal aß er ein Brötchen mit Erdnussbutter, schmiss den Erdnussbutterdeckel weg und ließ das halb leere Glas offen stehen. Am Abend suchten alle verzweifelt nach dem Deckel, weil Spence sich nicht mehr erinnern konnte, wo er ihn hin getan hatte. Wir fanden ihn zwar, deckten die Erdnussbutter dann aber mit Folie ab. Er kaufte außerdem zwei Flaschen Olivenöl und zwei Tüten Parmesan, wovon er nichts benutzte. Nur Tabasco tat er auf ausnahmslos alles. Am witzigsten war aber seine Größe, bzw. seine Größe im Vergleich zu uns anderen. Mit fast 50 cm Unterschied zu Caro und 30 cm zu mir war er echt ein Riese. Er schlief oben in einem der Stockbetten und musste nie die Leiter benutzen, seine Hosen waren fast so lang wie ich und manchmal stütze er sich mit dem Ellenbogen auf meinem Kopf ab.
Und obwohl er sehr lustig war - er sagte immer zu allem "Gatcha", was soviel heißt wie "got you" im Sinne von "ahh, verstehe" - war es doch deutlich ordentlicher, als er auszog. Letztendlich waren wir also wieder zu dritt, was aber auch in Ordnung war. Wir passten ganz gut zusammen und haben uns sehr lieb gewonnen. Es gab eine Woche im November, ich der ich furchtbar krank wurde. Ich hatte Schüttelfrost und kam vor lauter Kraftmangel kaum aus dem Bett. Darius hat mir dann ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk gemacht, nämlich einen kleinen Pinguin, den man in die Mikrowelle tun kann, der einen dann schön wärmt. Das war die beste und süßeste Idee, die er hätte haben können und es rettete auch echt mein Leben - fast. Und weil ich einfach fast immer friere habe ich ihn noch lange weiter benutzt, bevor ich abends ins Bett gegangen bin.
Ich werde zu unserm Weihnachten noch einen Extra Post schreiben, weil das einfach enorm den Rahmen sprengen würde.
Und auch zu unserer Abreise, sechs Tage nach Neujahr, werde ich jetzt nichts berichten.

Noch einmal ein Blick vom Wohnzimmer aus nach draußen. Dieses Bild habe ich an einem wunderschönen Morgen gemacht.

Für alle, die bis hierher gelesen haben: Vielen, vielen Dank dafür! Ich weiß, das war ein enorm langer Post, aber vielleicht konnte er euch ja einen kleinen Einblick geben.
Schreibt mir doch bitte eure Geschichten in die Kommentare oder verlinkt eure Blogs, ich würde gerne mehr dazu erfahren, wie es anderen ergangen ist. Ansonsten würde ich mich natürlich auch, wie immer, sehr über eure Meinung freuen und hoffe, dass ihr nächste Woche wieder vorbei schaut.

Alles Liebe und ganz viel Glück euch allen,


Lea

Kommentare

  1. Da hat es aber viel geregenet! Aber der Sonnenuntergang macht doch alles wieder gut, oder? :) Auf jeden Fall echt cool ein paar Monate im Ausland zu verbringen, möchte ich auch mal.

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  2. Ich war noch nie in Australien, würde aber sehr gerne mal hin :) Ja der Post ist lang, aber schön und ausführlich geschrieben :) Danke dir.
    Liebe Grüße
    Mary

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  3. Hallo liebe Lea,
    was für eine lange und ausführliche Geschichte aus Deinem Leben.
    Es freut mich, dass Ihr so viel Spaß hattet, trotz Regen!
    Irgendwann möchte ich auch mal nach Australieren.
    Ich wünsche Dir noch einen tollen Tag, liebe Grüße Alina

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  4. Ein sehr ausführlicher und auch interessanter Bericht. Da hast du dir aber wirklich viel Zeit genommen um uns zu informieren.
    Liebe Grüße
    Sigrid

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  5. Total cool, dass du ein paar Monate in Australien leben konntest *.* Das ist bestimmt eine großartige Erfahrung. Ich würde auch gerne mal für eine Zeit im Ausland leben.

    Liebe Grüße

    Pascale
    www.myheartbeatlife.wordpress.com

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  6. Oh wie schön! Ich war noch nie in Australien und hab mich bis vor kurzem eigentlich nie so richtig dafür interessiert. Aber alle Leute, die ich kenne und die in Australien waren, kommen immer freudestrahlend und ganz happy aus Australien zurück. Deswegen möcht ich auch so gerne mal hin! Dein Bericht hat auch ein ganz schönes Stück dazu beigetragen :)
    Alles Liebe,
    Theresa

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  7. Was für ein schöner Bericht. Ich finde es toll das ihr eine Wohnung dort gefunden habt. Ich war noch nie in Australien.

    LG Jasmin

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  8. Ich möchte unbedingt mal nach Australien! Danke für den Einblick in dein Leben!

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